Workshop 3: Effectuation im Rückblick

Effectuation einmal hautnah erleben und im Kontext der BNE erforschen? 15 Teilnehmende kamen und "effektuierten" miteinander.

Im Rahmen des Hessencampus-Projekts „FutureLab“, gefördert vom Land Hessen und in Kooperation mit dem Hessencampus Darmstadt, trafen sich am 9. und 10. Oktober 14 Teilnehmende zu einem spannenden Workshop, um die Methode „Effectuation“ zu erforschen, erfahren und erkunden. Der Fokus des Workshops lag auf der Erarbeitung von innovativen Ansätzen zur Förderung der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Facilitator:innen, Organisationsentwickler:innen, Referent:innen der Erwachsenenbildung sowie Ehrenamtliche kamen zusammen, um gemeinsam neue Wege zu finden, die Zukunft gestaltbar zu machen.

Was ist Effectuation?

Effectuation ist eine Management- und Innovationsmethodik, die besonders in unsicheren Zeiten zur Anwendung kommt. Statt auf langfristige Pläne zu setzen, arbeitet diese Methode mit den verfügbaren Mitteln und den Prinzipien der Flexibilität und Anpassung. Dies bietet besonders in komplexen und dynamischen Situationen eine Alternative zu klassischen Planungsprozessen.

Im Workshop diente der „Marktplatz der Macher:innen“ als zentrales Format, in dem Teilnehmende ihre Ideen präsentieren und Mitstreitende für die Umsetzung gewinnen konnten. Doch der Workshop bot noch viele weitere spannende Übungen und Erkenntnisse.

Effectuation erklärt von Michael Faschingbauer

Highlights und Lernmomente

Der Workshop enthielt mehrere interaktive Elemente, die den Umgang mit Unsicherheiten und Ressourcen erfahrbar machten:

Das Urnenexperiment

In dieser Übung erlebten die Teilnehmenden echte Ungewissheit, was zu wichtigen Reflexionen über den Umgang mit Unsicherheit führte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Urnenmodell#Beschreibung_des_Urnenmodells

Mittelanalyse

Durch einen Fragebogen wurden die eigenen Ressourcen sichtbar gemacht. Besonders spannend war eine Gruppenübung, bei der andere Teilnehmende anonym ihre Einschätzung der Mittel einer Person aufschrieben. Diese wertschätzenden Rückmeldungen führten zu nachhaltiger Motivation.
Der Marktplatz der Macher:innen
Teilnehmende stellten ihre Ideen vor, basierend auf ihren verfügbaren Mitteln und dem Prinzip des leistbaren Verlustes. Sie warben um „Crew-Mitglieder“, die sie mit eigenen Ressourcen unterstützen konnten. Diese Dialoge waren von hoher Konzentration geprägt, und viele berichteten, im Flow zu sein – Raum und Zeit wurden vergessen.

Ein Schlüsselthema des Workshops war die Frage, wie man wissen könne, ob eine Idee die „richtige“ ist. Die Antwort aus der Perspektive von Effectuation: Man kann es nicht wissen. Stattdessen geht es darum, Zufälle zu nutzen und den Austausch sowie das entstehende Netzwerk als Wegweiser zu sehen.

Erste Reaktionen

Die Teilnehmenden zeigten sich begeistert von den neuen Perspektiven, die Effectuation ihnen bot. Besonders der Wechsel von zielorientiertem zu mittelorientiertem Arbeiten war für viele ein Aha-Moment. Viele entwickelten im Laufe des Workshops eigene „Speedboote“ – Projekte, die mit den verfügbaren Ressourcen realisiert werden können. Zu diesen gehörten Initiativen für mehr Kooperation in Lehrer:innen-Kollegien, die Erstellung von Erklärvideos zur Selbsthilfe und der Einsatz des Formats „The Week“ in einer Kirchengemeinde.

Eine Teilnehmerin teilte ihre Erfahrungen später auf LinkedIn:
„Meine Erwartung an zwei Tage „Effectuation“-Workshop war ziemlich klar: Ich wollte Klarheit über Einsatzmöglichkeiten und Inspirationen. Stattdessen habe ich so viel mehr bekommen: Effectuation als Denk- und Handlungsoption für mich selbst, beruflich und privat.“

https://www.linkedin.com/posts/svenjan_meine-erwartung-an-zwei-tage-effectuation-activity-7251883701930749952-YP-m?utm_source=share&utm_medium=member_desktop

Eine weitere Teilnehmerin schrieb:
„Ich sehe in Effectuation großes Potenzial, um Innovationen dort wieder aufleben zu lassen, wo Unternehmen sich eine frische Perspektive wünschen. Diese Methode kann helfen, eingefahrene Denkmuster aufzubrechen und Chancen zu nutzen, auch wenn der Weg unsicher ist.“
https://www.linkedin.com/posts/sabine-erdmann_effectuation-innovation-entrepreneurship-activity-7251147759519432705-wtA2?utm_source=share&utm_medium=member_desktop

Evaluationsergebnisse

Die Rückmeldungen aus der Evaluation bestätigten die positive Resonanz: Viele Teilnehmende freuen sich, mit neuen Ideen nach Hause zu gehen. Besonders hervorgehoben wurden die angenehme Arbeitsatmosphäre und die Ergiebigkeit der Kleingruppenarbeit. Die Mehrheit empfand die eingesetzten Methoden als förderlich für das eigene Lernen.

Fazit und Ausblick

Der Workshop bot den Teilnehmenden nicht nur eine neue Methode, sondern auch die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen und ihre eigenen Ideen zu entwickeln. Insgesamt wurden neun „Speedboote“ entwickelt, die in den kommenden Wochen weiter ausgearbeitet werden.

Effectuation fördert die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), indem sie den Fokus auf vorhandene Mittel und die Anpassungsfähigkeit in unsicheren Situationen legt. Statt auf festgelegte Endziele hinzuarbeiten, eröffnet Effectuation den Raum, Lösungen für nachhaltige Herausforderungen durch iterative Schritte und Kooperation zu finden. Diese Vorgehensweise unterstützt transformatives Lernen, indem sie Teilnehmenden ermöglicht, alte Denkmuster zu hinterfragen und neue Handlungsweisen zu erproben. Das Loslassen fester Pläne und das Einlassen auf den Zufall schaffen Lernräume, in denen nachhaltige, innovative und kreative Ansätze entstehen können. Teilnehmende lernen, dass Veränderung nicht linear, sondern dynamisch verläuft und dass sie die Zukunft aktiv gestalten können – ein Kernelement des transformativen Lernens.

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Das FutureLab ist ein Projekt zur Förderung Transformativen Lernens in der Erwachsenenbildung. Es wird durchgeführt als Kooperation zwischen dem Fachbereich Erwachsenen- und Familienbildung in der EKHN und dem Hessencampus Darmstadt. Gefördert wird das FutureLab aus Mitteln des Landes Hessen.
Unser Ziel ist es, haupt- und ehrenamtliche Multiplikator*innen zu qualifizieren, damit sie die Prinzipien und Methoden des transformativen Lernens in ihre Bildungsarbeit integrieren können. Wir wollen gemeinschaftlich Innovationsmethoden erkunden und untersuchen, inwiefern damit nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch dazu beigetragen werden kann, Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsmuster zu verändern. Zentral ist die Förderung einer Lernkultur, die Erwachsene zur aktiven Mitwirkung an einer nachhaltigen Zukunft befähigt.

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